Lahmheitsuntersuchung

Lahmheitsuntersuchung

Oft sind Zusammenarbeit und Geduld in gleichem Maße von Pferd, Besitzer und Tierarzt gefordert, wenn es darum geht, eine Lahmheitsursache ganz genau herauszufinden. Jeder Pferdehalter sollte wissen, dass ohne eine exakte Diagnose eine erfolgversprechende Behandlung nicht möglich ist. Die exakte Diagnose beinhaltet die genaue Lokalisation der lahmheitsverursachenden Veränderungen einschließlich der Feststellung der erkrankten Strukturen (Knochen, Gelenkanteile, Sehnen und Bänder, Nerven, Muskeln, Blutgefäße, Huflederhaut). Als Lahmheit wird eine Störung im regelmäßigen Gebrauch der Gliedmaßen definiert. Es werden dabei verschiedene Formen der Lahmheit unterschieden.

Die Lahmheitsuntersuchung ergibt sich mit dem Abfragen des genauen Vorberichts über die Entstehung der Lahmheit. Dabei ist es u.a. wichtig zu erfahren, wann sie am deutlichsten ist, ob sie nach ein paar Minuten weniger deutlich wird etc. Ihr Pferd wird im Stand und in der Bewegung angesehen. Dazu wird es auf hartem Boden geradeaus im Schritt geführt und dann am langen Zügel vorgetrabt. Beim Traben sollte der Zügel oder der Halfterstrick lose durchhängen, damit nicht durch Zug am Kopf die lahmheitstypische Kopfbewegung verändert wird. Der Tierarzt wird versuchen herauszufinden, ob der Rücken oder eine Gliedmaße als Krankheitsursache in Frage kommen. Er wird das betreffende Bein abtasten und durch örtliches Abtasten oder der Untersuchungszange schmerzprovozierende Proben vornehmen. Das Abtasten und Abdrücken der Gliedmaße kann Hinweise auf die erkrankte Region ergeben. Ausbuchtungen (Gallen) von Gelenksäcken, Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln können weitere wichtige Hinweise sein.

Ferner werden Beugeproben durchgeführt. Dabei werden die Gelenke mit einer bestimmten Krafteinwirkung für eine Minute gebeugt oder gestreckt, um anschließend die Wirkung der Provokation auf den Bewegungsablauf zu überprüfen. Der Tierarzt kann mehrere Gelenke gemeinsam, gewissermaßen als eine Übersichtsmaßnahme, beugen oder aber auch einzelne Gelenk für sich untersuchen. Krankheitsursachen in den betreffenden Gelenken können zu einer Verstärkung der Lahmheit beim anschließenden Traben führen.

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HufzangeAls nächsten Schritt wird er örtliche Betäubungsinjektionen vornehmen (diagnostische Injektionen oder umgangsprachlich „das abspritzen“). Nacheinander werden dabei, von unten beginnend, gewisse, kleine Nervenbereiche betäubt. Wenn das Betäubungsmittel dann nach ca. 10 Minuten seine volle Wirkung entfaltet hat, wird das Pferd vorgetrabt. Dabei ist die unter der Betäubungsstelle liegende Region schmerzfrei. Wenn das Pferd keine Lahmheit mehr zeigt, weiß man, dass aus dieser Region die Lahmheitsursache kommt. So kann der Tierarzt an einem Tag mehrere Injektionen vornehmen.

In gewissen Situationen kann es erforderlich werden, dass eine intraartikuläre (ins Gelenk führende) Betäubungsmittelinjektion notwendig wird. Obwohl diese Untersuchung in unserer Klinik eine Routinemaßnahme ist und tausendfach jedes Jahr durchgeführt wird, gilt im Durchschnitt auf alle Tierärzte bezogen, dass die Gelenkinjektion etwas risikoreicher ist. Bei uns werden alle Maßnahmen, wie das sorgfältige Vorbereiten der Einstichstelle und die Verwendung von sterilen Instrumenten und Medikamenten, zur Vermeidung von Komplikationen durchgeführt.

RöntgenbildErst nach vollendeter Lokalisation der Lahmheitsursache kommt die bildgebene Diagnostik (Röntgen, Ultraschall, MRT, Szintigraphie usw.) ins Spiel. Diese beinhaltet dann eine gezielte Darstellung der betroffenen Region. Eine Ausnahme liegt vor, wenn Ihr Pferd hochgradig lahm oder plötzlich ohne erkennbaren Grund lahm ist – in dieser Situation müssen Knochenveränderungen wie Fissuren oder Frakturen vorab ausgeschlossen werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Nach Anfertigung der Bilder kann dann im wichtigen Zusammenhand mit dem klinischen Bild (der Lahmheitserscheinung selber) eine Diagnose gestellt werden. Diese wiederum ermöglicht dann eine gezielte Therapiemaßnahme.

Das Pferd wird auf dem harten Boden geradeaus und im Zirkel an der Hand vorgetrabt um die Lahmheit beobachten zu können.